Sonntag, 13. Januar 2008

Tongariro Crossing

Um 10 vor 5 klingelt der Wecker, Uschi hatte mal wieder Reserve eingebaut. Ich bin noch völlig müde, habe die Nacht kaum geschlafen, und weiß nicht so recht warum ich daß tue. Als ich die Wohnwagentür öffne um zur Katzenwäsche zu gehen, weiß ich auf einmal warum. Es ist sternenklar, die Morgendämmerung kündigt sich hinter den Vulkanen an und Ngauruhoe und Tongariro zeichnen sich scharf gegen den Himmel ab. Was für eine Aufforderung.

Während wir die die Pitas belegen, dämmert es hinter den Vulkanen. Um 5:30 fährt unser Bus mit noch 20 anderen Verrückten ab. Es ist übrigens saukalt. Wir probieren gleich mal die neuen Icebreaker aus, ein High-Tech-Unterteil aus feinster Merino-Wolle von Earth-Sea-Sky. Hält bei Kälte warm und kühlt bei Hitze und ist nur hauch dünn. Darüber T-Shirt und dickes Fleece und dann frieren wir nur noch ein klein wenig. Ich weigere mich, meine vierte Schicht auch schon anzulegen. Werden wir halt schneller laufen :-)
Eine viertel Stunde später gibts am Start des Treck noch den letzten Wetterbericht, es soll sonning werden, mit klarer Sicht und gegen Mittag soll der Wind am Berg auffrischen. 5 vor 6 sind wir auf dem Treck. Uschi ist noch nicht munter und auch nicht ansprechbar. Die Fäuste in den Taschen stapft sie aber tapfer los.
Um den Gipfel des Ngauruhoe legt sich im Morgengrauen ein Schleier, ganz zart aus einer Wolke gezupft. Das sieht irre aus.

Die erste Etappe bis Soda Springs geht es die ersten 250 Höhenmeter gleichmäßig bergauf. Unterwegs gibt es immer mal wieder ein paar Bereiche mit Streinbrocken und Geröll, die aber wie ich vermute von den Park Leuten absichtlich hingelegt worden als
Vorgeschmack auf später. Letzte Möglichkeit zum Umkehren. Das schreckt uns aber nicht. Nach einer Stunde sind wir bei Soda Springs und machen 15min Pause. Jetzt kommt der erste steile Abschnitt. Von unten können wir schon die Stangen sehen, wie
sie im Felsgeröll verschwinden. Einige Leute von unserer Truppe sind schon drin im Aufsteig und sehen sehr klein aus.
Es ist immer noch dunkel und kühl, da wir im Schatten des Kraters aufsteigen. Wir sehen aber in der Umgebung den Morgen anbrechen. Der Aufstieg zum Südkrater beginnt um 7:15 und ist dann auch schon anstrengender. Wir werden zu mehreren Pausen zwischendurch gezwungen. Ist einfach der falsche Frühsport. Uschi schläft immer noch. Abgesehen von den Pausen ist es aber nicht so schlimm, daß wir zusammenbrechen.
Kurz bevor wir den Kraterrand erreichen, hat uns die Sonne eingeholt und schaut uns direkt in die Augen. Da helfen nur Sonnenbrillen und Hand ins Licht gehalten, damit man noch den Pfad sieht. Um 8:15 sind wir oben. jetzt wird gefrühstückt während wir die herrliche Aussicht genießen. Am Horizont kann man sogar den Kegel von Taranaki über den Wolken sehen. Das sind über 150km!

Nach dem Frühstück und einer ausgiebigen Pause von 30min geht es weiter. Der Pfad geht zuerst flach und schnurgerade durch den Südkrater, hier ist aber schon seit langem nix mehr los. Danach beginnt der zweite schwere Anstieg der Etappe. Rauf auf den Kraterrand und dann auf dem Rand Aufstieg zum Rand vom Roten Krater. Der soll noch aktiv sein. Der Aufstieg ist auch wieder geprägt von Steinen, es ist aber nicht mehr ganz so geröllartig sondern eigentlich nur steil. Der Weg ist ausreichend breit für Menschen, eine Kuhherde hätte sicher Probleme und würde in den einen oder anderen Krater fallen.

Die Aussicht der kraterabgewandten Seite erinnert original an Modor. Hier ist alles schwarz, wie frisch explodiert. Aber auch dieser Aufstieg ist irgendwann vorbei und wir sind auf dem Kraterrand vom Roten Krater auf 1886m. Der Name sagt schon alles, die Caldera kennt eigentlich nur rot und schwarz. Sieht im Vergleich zum gelben Aussehen vom Südkrater spektakulär aus. Aus einigen Wänden raucht es auch und als wir mit der Hand feuchten Boden berühren hat dieser angenehme Saunatemperatur. Der Kraterrand selbst ist flach und wir legen schnell die Strecke auf die andere Seite zurück. Vor unseren Augen öffnet sich eine fantastische Aussicht auf die Emerald Lakes und den Blue Lake. Zeit fürs Gruppenfoto :-)

Seit heute morgen haben sind wir fast 800 Höhenmeter raufgekraxelt. Wir machen uns an den Abstieg, bzw. ans Abrutschen. Zuerst haben wir ja etwas Muffensausen auf dem schmalen Grat, aber nachdem wir den Trick raushaben, schlittern wir mit unseren Wanderschuhen die Aschebahn runter wie eine Sanddüne. Das macht richtig Spaß. Bei den Emerald Lakes angekommen ist es kurz nach 10 und wir machen eine zweite Pause inmitten von leichtem Geruch nach Schwefel und superfaulen Eiern. Aber die Aussicht ist unschlagbar und so ignorieren wir den Anschlag auf unsere Nasen. Ab jetzt geht es eigentlich nur noch bergab, auch wenn wir erst bei der Hälfte der Strecke sind.
Über den Zentralkrater geht es auch recht schnell und flach rüber, auch wenn der aussieht, als ob in kürzerer Vergangenheit noch was los war. Dann gibt es wieder einen kurzen Aufstieg zum Blue Lake, an dessen Kraterrand halb rum um den See und dann in serpentinen immer abwärts den Außenhang des Zentralkraters vom Tongariro runter. Es geht jetzt auf Mittag zu und die Fernsicht wird diesiger. Die Sonne pratzt auch langsam unbarmherzig und wir sind froh, daß wir nicht erst um 8:00 angefangen
haben mit dem Treck. Trotzdem, als wir aus einem Tal rauskommen, ergibt sich eine fantastische Sicht auf Lake Taupo und in der Ferne Rotorua. Taupo ist ungeheuer groß. Wenn man sich vorstellt, daß das die Caldera eines ehemaligen Vulkans ist, dann will man nicht auf Neuseeland sein, wenn so was hoch geht. Taupo ist auch einer von nur 4 anderen Vulkanen weltweit, die es je mit ihrer Eruption in die höchste Klasse 8 geschafft haben. Danach ist hier bestimmt für einige Zeit nichts mehr auf der Insel gewachsen.
Wir sind viertel vor 12 an der Ketetahi Hütte und machen Pause. Das permanente bergab über viele Stufen und Treppen geht ganz schön auf die Knie. Als wir aber bemerken, daß mit uns da noch eine andere Gruppe Deutscher sitzt und die einen altklugen Bergführer dabei haben, der lautstark, angibt wie eine Lore Affen, beschließen wir uns das nicht zu geben und zu versuchen das 13:30 Shuttle vom Ende des Tracks zu bekommen.
Der Rest des Tracks ähnelt dann auch die nächste Stunde eher einem Runtergehetze über endlose Stufen und Treppen und wieder Treppen, irgendwann noch eine Dreiviertelstunde Wald und dann sind wir tatsächlich um 13:30 am Abholpunkt. Der einzige der 10min zu spät kommt ist der Bus. Wir sind fix und alle.

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