Mittwoch, 9. Januar 2008

Interislander

Heute war Ausschlafen bis 8:30 angesagt und dann wollten wir nach einem gemütlichen Frühstück noch die ca 130km bis Picton zur Fähre brummen. Vermutete Dauer 2-3h, je nachdem wie schnell wir die 30km Serpentinen am Queen Charlotte Sound entlangkämen. Die Strecke sollte wunderschön sein, wenn man nicht in Eile ist. Das waren wir nicht, da unsere Fähre erst um 14:25 auslief.
Zuerst ging es noch eine Weile an der Tasman Bay entlang, aber die Straße bog bald ins Landesinnere und wir folgten wieder mal einem Flußtal. Dieses war aber relativ breit und flach, so daß wir schnell vorankamen und schon um 11:00 in Havelock waren. Havelock liegt am Mahau Sound, wie Queen Charlotte Sound einer der Sounds, die zusammen die Gegend der Marlborough Sounds ausmachen.

Die Straße wurde ab jetzt sehr kurvig und wir konnten nur noch 30-40kmh fahren. Allerdings war die Strecke wirklich malerisch und Uschi stöhnte schon wieder über die ganzen Fotostops. In Picton lag schon eine Fähre im Hafen, aber da es kurz nach 12:00 war, war es wahrscheinlich noch nicht unsere. Wir schauten uns erstmal etwas die Stadt an. Die Hauptstraße runter zum Hafenbecken mit Parkanlage war ganz nett, hatte auch jede Menge Cafes und Bars, aber irgendwie nichts zum Mitnehmen. Wir suchten eigentlich nach Sandwichs oder ähnlichen, um es beim Warten an der Fähre zu essen.
Wir kauften uns dann bei einem wirklich fiesen Grill ein Hähnchen-Wrap und ein Hotdog sowie eine Hühnersuppe im Pappbecher. Uschi war kalt. Wir dachten, es würde schnell gehen, aber sie machten es wohl frisch für uns und so hatten wir Gelegenheit, die anderen Besucher zu studieren. Da war wieder alles dabei.
Dank unserem langen Brummer sind wir auf die Fähre als erste draufgekommen, obwohl vor uns schon einige andere Autos in anderen Reihen warteten. Dadurch waren wir auch ziemlich zuerst (nur die Fußgänger waren schneller) oben in der Queen Charlotte Lounge (klingt beeindruckend, oder) und konnten uns einen Tisch direkt am Fenster noch vorn raus sichern.
Ich bin ein paarmal raus aufs Sonnendeck um die obligaten Fotos zu machen als wir losfuhren, aus dem Sound rauskamen in die Cook Strait und als wir uns Wellington näherten. Aber ansonsten konnte man alles super von drinnen beobachten.
Die Fahrt durch den Sound ist sicher ganz hübsch, aber warscheinlich hatten wir einfach die letzten 3 Wochen zu viele Fjorde, Sounds, grüne Hügel am Wasser und so weiter gesehen, es brachte jedenfalls nicht mehr den großen Ah-und-Oh-Effekt. Vielleicht ist es anders, wenn man zuerst auf der trockeneren Nordinsel anfängt und dann von Wellington aus auf die Südinsel fährt. Egal. Cook Strait, die Wasserstraße zwischen Nord- und Südinsel, hatte ich mir deutlich kleiner vorgestellt. Aber von der Südinsel konnte man die Nordinsel kaum ausmachen, nur Wolkenformationen und einige Konturen von Land am Horizont haben sie angekündigt. Dementsprechend dauerte die Überfahrt auch etwas. Die Überfahrt selbst war auch draußen auf See erstaunlich ruhig, obwohl man an den vielen Schaumkronen der Wellen doch sehen konnte, dass ein heftiger Wind blies. Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie das abläuft, wenn es hier so richtig stürmt. Der Wind kann ja über die Tasman Sea von Australien her ordentlich Anlauf nehmen. Nicht umsonst nennt man Wellington auch Windy Welly.
Als wir uns Wellington näherten nahm das Schiff eine riesen Kurve auf das entfernte Ende der Hafeneinfahrt. Beim Näherkommen sah man dann auch den Grund. Aus dem Wasser ragten bis weit hinaus Riffe und Felsen in Reihen gezogen wie Haifischzähne.

Wellington liegt an einer Seite einer wunderschönen riesigen runden Bucht und verteilte sich in der Abendsonne über viele Hügel. Den eigentlichen Anlegevorgang konnten wir nicht mitverfolgen, da wir schon ziemlich früh zu unseren Autos geschickt wurden. Wir fuhren erstmal zu unserem Campingplatz nach Lower Hutt (einer Vorstadt mit 100000 Einwohnern). Allein die statistischen Dimensionen kündigten von der größten Stadt Neuseelands auf unserer bisherigen Reise. Da der Pier vom Interislander zwischen Wellington und Lower Hutt liegt, sahen wir aber erstmal nicht viel von Wellington selbst. Nach dem Abendbrot schlug Uschi vor, noch zum Mt. Victoria Lookout zu fahren, einem Berg mitten in Wellington, von dem aus man auf die Stadt und ihre ganzen Hügel runterblicken konnte. Das Wetter hatte aufgeklart (während dem Abendessen war eine schwarze Wand in 30min über die Stadt gefegt ohne Wasser abzulassen, sowas hatte ich noch nie gesehen, wirklich windig) und so fuhren wir nochmal los. Die Stadtautobahn brachte uns schnell auf die andere Seite von Wellington und dann begann die Suche nach dem Lookout durch enge Gassen und steile Wohnstraßen. Uschi fürchtete dauernd, daß ich irgendwelche anderen geparkten Autos mitnehmen würde und hoffte inständig, daß uns auf den engen Abschnitten niemand entgegenkäme. Wir fanden mit nur einmal Wenden aber die Auffahrt (könnte man wirklich besser beschildern) und wurden durch eine tolle Aussicht belohnt. Hier oben waren zu dieser Zeit (21:00) auch noch viele andere unterwegs und genossen den Rundumblick.

Oben auf dem Berg war auch eine Stele mit dem Titel "Blown away by Wellington today? Blame it on Cook Strait". Darunter waren ein paar Statistiken. Die Nordwestwinde beschleunigen im Schnitt an 173 Tagen im Jahr auf über 60kmh. Das entspricht Windstärke 7-8. Wellington hat die stärksten aufgezeichneten Stürme in ganz Neuseeland. Der übelste hat 1968 mit über 270kmh (doppelte Orkangeschwindigkeit) die Meßanlage auf dem Flughafen pulverisiert und eine Interislander-Fähre auf das Riff geschoben. Ohne Meßanlage weiß man aber nicht so genau, wie stark der Sturm noch jenseits der 270kmh war.

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