Donnerstag, 3. Januar 2008

Gletscherwanderung

Es strullte wie angekündigt, aber wir konnten wenigstens ausschlafen mit Pick-up um 10.30 am Campingplatz. In der Station der Gletscherführer bekamen wir Stiefel, dicke kniehohe Wollsocken, Steigeisen, Regenhose, Regenjacke, Handschuhe und Wollmütze. Wir brachten nur ein dickes Lunchpaket, warme Fleecejacken und Funktionswäsche mit. So ausgerüstet hätten wir es mit jedem Schneesturm bzw. jeder Sintflut aufgenommen. Wir fuhren kurz mit dem Bus bis zum Parkplatz vor dem Gletscher vor.

Dann ging es eine knappe dreiviertel Stunde zu Fuß am Rand des durch den Gletscher aufgeschaufelten Geröllbettes entlang zum Gletschermund. Auch wenn die Wolken niedrig hingen, war das, was man vom Gletscher sah und wie wir da so vor (oder sicherheitshalber neben) dem 10 m hohen Gletschermund standen, schon sehr beeindruckend. Am Rand zum Eis gab es die erste kurze Pause und wir zogen uns die Steigeisen an.

Die nächsten 4 Stunden turnten wir übers Eis immer höher auf und ab über Eiskämme, durch Schluchten und Geröllfelder. Zu Beginn war der Gletscher noch sehr schmutzig und hatte sehr viel Material nach oben gebracht. Später wurde er dann Weiß und grün und blau. (Uschi: es ging teilweise richtig schön steil bergauf und ich mit meinen kurzen Beinen hatte beim Aufstieg des öfteren ein Bein unter den Ohren, während das andere noch auf der letzten Stufe klebte. In solchen Winkeln ermüden die Beine unwesentlich schnell und dementsprechend hatte ich bei Halbzeit auch eine kurze Schwächelphase, hat aber sonst keiner gemerkt :-))

Wir kamen den Wolken immer näher und fühlten uns schon sehr weit oben, als auf einmal die Wolken aufrissen und die Sonne rauskam und der Gletscher sich nach oben zeigte. Wir waren immer noch im unteren Drittel der Gletscherzunge und ziemlich K.O. Uschi fing schon leise an zu streiken aber bevor sie den Treck aufhalten mußte, verweigerten andere Damen das Weitergehen und verlangten eine Pause. Da wir gerade auf einem Plateau angekommen waren, machten wir Rast und verzehrten die Lunchpakete. Wir schleppten uns dann später auch noch etwas weiter und kamen an einen Eiskanal, in den man reinkrabbeln konnte und der nach ein paar Metern an der Decke ein Eisloch hatte.

Nachdem einer der Guides erwähnte, dass er da vor kurzem schon mal durch ist und durchs Loch wieder raus, fing Cliff (unser fleißiger eishackender Guide)an, mit dem Eispickel eine Treppe in das Loch zu hacken, so daß man besser wieder rauskäme. Wir machten Witze über nasse Füße und Steckenbleiben und so und ein prahlendes Wort gab das andere. Danach sind zuerst Cliff, dann, nachdem Cliff den durch das Treppenhacken entstandenen Wasserdamm entfernt hatte und das Wasser wieder etwas niedriger im Kanal stand auch ein anderer Mann und dann ich durch die Röhre. Der Mann vor mir war nur etwa 1,70 groß und schlank und passierte die Röhre ohne Mühe. Ich bin fast stecken geblieben (Uschi: ich hatte es geahnt :-)), obwohl ich den Rucksack bei Uschi gelassen hatte. Aber sowas Verrücktes muß man(n) ab und zu machen.
Wir lesen gerade Bill Bryson's "Neither Here Nor There" und da gibt es auch eine Passage, wo er beschreibt, wie seine Beine außer Kontrolle den Berg runter wobbelten und sich anfühlten, wie zwei Stelzen ohne Bremsen. So in etwa fühlten wir uns, als wir vom Gletscher am Abend wieder runter waren. Unsere Beine setzten wir nur noch ohne jegliche Willenskraft mechanisch voreinander. Wir hatten uns ein dickes Stück totes Tier und ein kühles Bier verdient!
In Franz Josef gibts natürlich kein Taxi. Also zuerst auf dem Campground geduscht, dann mit dem Bully noch schnell im Supermarkt Bier holen gegangen und danach in den Pub gesetzt (selber kochen ging einfach nicht mehr). Ich ein ordentliches Rib Eye und Uschi einen Monster Chicken Burger. Kann auch ein Moa Burger gewesen sein, aber die sollen die Maori angeblich vor hunderten von Jahren schon ausgerottet haben. Zum Nachtisch noch eine Kiwiana (ein Stück Pavlova Torte, sowas wie Baiser-Torte, mit Eis und Kiwis und Erdbeerpüree, hmm). Dazu bekam jeder einen Pint, mehr erlaubt das neuseeländische Gesetz für Autofahrer nicht. Zurück auf dem Campingplatz haben wir dann den Sixpack angebrochen, aber nach einer weiteren Flasche jeder hatten wir schon
totale Bettschwere.

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